Heute
habe ich sie wieder streiten hören, abstellen oder nicht. Mutter meinte, dass
es Freya noch schaffen könnte. Es gab schon Fälle, wo der Komapatient nach
mehreren Jahren aufgewacht wäre. Ich kann sie lange nicht mehr Mama oder Mum
oder was auch immer nennen, sie hat sich verändert seitdem sie mit ihm zusammen
ist. Mit ihrem Lebensgefährten, Seelenverwandten, meinem Stiefvater.
Mein
Stiefvater meinte, dass es Zeit wird, loszulassen. Schwachsinn, purer
Schwachsinn was er redet. Will doch nur meine Familie unter Kontrolle haben,
seine Machtposition behalten. Er ist Schwachsinn.
Dabei
kennt er Freya gar nicht, er hat sie nie lieben gelernt, nie mit ihr
gestritten, nie mit ihr geteilt, nie mit ihr gesprochen. Er weiß nicht, was sie
für eine Tochter, Schwester, Freundin war und ist. Ich will sie nicht aufgeben.
Was ist schon ein oder zwei Jahre Wartezeit, wenn man immer noch eine Hoffnung
besitzt.
Es tut
mir so leid Freya. Ich vertraue dir, ja genau, ich vertraue dir. Wenn du da
bist, wird alles wieder so sein wie früher. So willst du es doch oder? Du
würdest mir doch auch vertrauen, habe ich recht? Ich werde dafür sorgen, dass
wir uns nicht verlieren.
Fühlst
du dich einsam, Freya?
In
letzter Zeit denke ich nur an mich, wie egoistisch. Nie habe ich mich gefragt,
ob du dich einsam fühlst. Das tut mir auch leid. Es tut mir leid, dass dir das
passieren musste und nicht mir.
Die
Welt ist ungerecht, sie ist schrecklich.
Wärest
du nur hier, bei mir. Es tut so weh. Ich will nicht mehr allein sein.
Wenn
du aufwachst, ja wirklich, wir werden die Zeit nachholen. Ich werde dir alles
über Mamas Neuen erzählen, über mich, über dich. Was du willst.
Es ist
nur noch eine Woche.
Und
somit habe ich am Ende doch mein Versprechen gebrochen, es wird sich etwas
verändern.
Nächste
Woche werde ich ins Internat einziehen.
Verzeihst
du mir?
Freya,
antworte doch.
Nea.