Translation?

Sonntag, 2. September 2012

#20




Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, nachdem dieser Unfall mit Freya passiert ist. Ich hatte Depressionen bekommen, vielleicht etwas ähnliches. Zumindest konnte ich mir das alles nicht eingestehen.
Im Koma hatte sie ständig gezuckt, es ließ immer mehr nach, irgendwann lag sie nur noch da. Und das war vielleicht sogar noch schlimmer als die ruckartigen Bewegungen im Schlaf. Es sah so aus als würde ihre, unsere, meine Hoffnung sterben. Ja, sie lag nur noch da.
Ich hatte mir eingeredet, dass sie mir das alles niemals verzeihen würde. Ich war mir sicher, es lag an mir. Selbst heute weiß ich, dass ich es hätte verhindern können. Wäre ich bloß nicht so stur gewesen. Wir waren auf der Autofahrt zu Mutters‘ Neuem. Freya war schon immer der Typ gewesen, der den ganzen Schmerz in sich hineinfraß, ich dagegen sträubte mich aktiv, stritt mich während Mutter fuhr. Aus der Ignoranz wurden Worte, aus Worte wurde Geschrei, Geschrei endete mit Wut. „Dein Nächster wird Dad sowieso nicht ersetzen! Er wird genauso wie die anderen sein!“ Zu der Zeit stritt ich mich häufig mit ihr, es war sehr laut im Haus. Freya schwieg dagegen, am Anfang versuchte sie mich noch zu beruhigen, doch auch sie verstand irgendwann, dass ich zu festgefahren war. Es tut mir so leid Freya. Es lag an mir, ich weiß es.
Mutter lenkte falsch, achtete nicht auf den betrunkenen Geisterfahrer. Schwärze. Blut.
Mutter und ich hatten nur leichte Verletzungen, Freya dagegen lag flach. Sie atmete, lebte jedoch nicht. Koma, sie liegt im Koma. Seit über einem Jahr.
Gestern habe ich von dem Unfall geträumt. Ich war blutverschmiert, verschmiert mit Freyas Blut.

Nea.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen